2.Folge – Fleischfakten

Unsere Podcast-Serie richtet sich an alle Menschen, denen Klimaschutz wichtig ist. Hier im Podcast gibt es Informationen über eine klimaschonende Ernährungsform und wie die Folgen der Ausbeutung unserer Mitwelt minimiert werden können. In der zweiten Folge „Fleischfakten“ spricht Holger über die Erkenntnisse aus der aktuellen Studie des Fleischatlas und den direkten Auswirkungen auf Pandemien.

Podcast Pflanzenglück, 2. Folge: „Fleischfakten“

Hallo, mein Name ist Holger und ich spreche für vegan4future. In der zweiten Folge unseres Podcast „Pflanzenglück – ein Klimapodcast rund um die vegane Lebensweise“ möchte ich mit Dir über die Erkenntnisse aus dem aktuellen Fleischatlas sprechen.

Herzlich Willkommen zu unserer 2. Folge. Heute will ich über den allgemeinen Fleischverbrauch sprechen und warum die Ausrede, wir wären nur ein kleines Land, welches angeblich nichts bewirken kann, überhaupt nicht greifen kann. Wir verstecken uns gerne hinter dieser Aussage, gerade wenn es um Energieeinsparung, Klimaschutz oder Ernährung geht. Eigentlich wird das in letzter Zeit ziemlich oft von Politikern in die Diskussion geworfen, die den Satus Q beibehalten möchten. Dabei unterschlagen Sie, dass wir die viertgrößte Volkswirtschaft sind. Gerne verstecken wir uns hinter Ablenkungen vom Hauptthema, wie z.B. die Frage nach dem warum wir auf die Kohlekraft verzichten sollen, wenn China mind. 50 neue Kraftwerke baut. Ich lass das mal so stehen, Du verstehst hoffentlich, dass ich diese Aussage für völlig sinnbefreit sehe. Im Fleischverbrauch lässt sich aber ein Vergleich ziehen. Wir liegen im Prokopf-Verbrauch im Fleischverzehr weltweit an 3. Stelle, hinter den USA und BRASILIEN.

Die Infos, die ich Dir jetzt erzähle, kommen aus dem aktuellen Fleischatlas 2021, aber meine Quellen sind aus redaktionellen Beiträgen, z.B. aus der Zeitung „Hallo-augsburg“ (einem Beitrag zum Fleischatlas) und einem Blog von egofm.de – und natürlich meine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse.

Wenn Du jahrelang von deinen Eltern, Familie und Freunden, von der Gesellschaft und täglich durch das Fernsehen darauf eingestellt wirst, Fleisch sei etwas Gutes und Lebenswichtiges, ohne dass dabei die klar erkennbaren Nachteile genannt werden, ist es schwer, gegen den Strom zu schwimmen und eine eigene Meinung zu entwickeln. Wenn Dir jahrelang erzählt wird, Milch macht müde Männer munter, Fleisch ist ein Stück Lebenskraft und dass 24 Stunden pro Tag Fleisch ein überall zu erhaltendem Statussymbol unseres erfolgreichen Lebens sei, dann ist es sehr schwer aus diesem Bermudadreieck der Unwissenheit auszubrechen.

Die Fleischindustrie macht es dabei wirklich perfekt. Durch eine unaufhörbare Berieselung von unwahrer Werbung, schaffen sie es, dass wir nur ein sauberes Hochglanzprodukt auf unserem Teller sehen und die Produktion dabei völlig ausklammern. Wenn man es sich mal so richtig überlegt, ist das eine Gehirnwäsche, die von der Fleischindustrie, aber auch von der Viehwirtschaft perfekt beherrscht wird. Die Lobbyarbeit der Agrarindustrie und Bauernverbänden ist dabei sehr beeindruckend! Das ist ein Lehrstück seit über 50 Jahren, durch Verhinderung, Verharmlosung die Politik zu täuschen und jetzt, da der gesellschaftliche Druck immer weiter wächst, sich selbst als Opfer darzustellen.

Vor einiger Zeit wurde der aktuelle Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung vorgestellt und es ist immer wieder erschreckend, wenn man sich mit diesen Daten auseinandersetzt. Bei der Präsentation hat die Politologin Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung die Rolle der deutschen Politik bei den Missständen in der Fleischwirtschaft scharf kritisiert. Da herrsche ein „unglaublicher Lobbydruck“, der eine Besserung der Lage verhindert.

Die wichtigsten Erkenntnisse sind, dass wir heute schon Fleisch produzieren und konsumieren, welches ökologisch und sozial nicht mehr verträglich ist, meinte Barbara Unmüßig im Gespräch mit dem SR-Moderator Jochen Marmit. Die Produktion habe, ich zitiere: „verheerende Umweltauswirkungen und sei gesundheitsgefährdend, nicht nur für die Fleischesser, sondern auch für Landwirte, die die Pestizide auf den Futtermittel-Äckern ausbringen. Wenn das so weiter geht, steuern wir auf eine „ökologische Katastrophe“. Zitatende

Pestizide sind chemische mittel, die Nutzpflanzen von Schädlingen befreit. Viele Pestizide sind hochgiftig und schaden der Natur und dem Menschen. Besonders gefährliche Pestizide sind in der EU verboten. In anderen Ländern werden sie jedoch flächendeckend eingesetzt. Und vor allem auf Feldern, auf denen Mais und Soja für die Futtermittelherstellung wachsen. Und nun rate einmal, wer die Pestizide herstellt? Genau, sie kommen aus Europa. Die Bayer AG, die Monsanto aufgekauft hat, vertreibt jetzt Insektizide in Südamerika, die bei uns längst verboten sind, da sie z.B. für Bienen höchst giftig sind, die aber über die Futtermittel auf unserem Teller gelangen.

Es gibt auch ein paar positive Lichtstreifen am Horizont. Der vegane und vegetarische Fleischersatz boomt. Immer mehr junge Menschen ernähren sich vegetarisch/vegan. Zwischen 15- und 29-Jährigen ernähren sich doppelt so oft pflanzlich als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Damit essen rund 13 Prozent der Deutschen kein Fleisch. Grund für diese Entwicklung sieht die Heinrich-Böll-Stiftung in der Politisierung der jungen Menschen. Mit dem Fleischverzicht wollen sie zum Klimaschutz beitragen. Knapp 80 Prozent der Befragten Personen wünschen sich, dass die Politik sich mehr dafür einsetzt, dass Lebensmittel umweltgerecht erzeugt werden.

Trotzdem wächst der weltweite Fleischkonsum immer weiter an. Das liegt aber nicht nur am Bevölkerungswachstum, sondern auch am zunehmenden Wohlstand der Menschen. Das Land, in dem mit Abstand am meisten Fleisch pro Person gegessen wird, sind die USA, gefolgt von Brasilien und Deutschland. Und by the way … wir in Deutschland liegen auf dem 3. Platz.

Der jährliche Fleischkonsum hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt.

Wenn wir so weiter machen wie bisher, wächst die Fleischproduktion bis zum Jahr 2029 noch einmal um 40 Millionen Tonnen auf dann auf mehr als 360 Millionen Tonnen Fleisch pro Jahr. Wir sind jetzt schon an den ökologischen Grenzen, ich meine sogar, wir haben diese schon überschritten. Die Auswirkungen im Jahr 2029 für die Klima- und Biodiversitätskrise vieler Menschen weltweit werden dramatisch sein. Und wir reden nicht von 2050 – was für viele von uns noch einen langen Zeitraum zu sein scheint, sondern wir sprechen von 2029 – also schon in bummeligen 8 Jahren! 

Wir müssen es immer wieder sagen, deswegen hier auch noch mal:

1. die globale Fleischproduktion wächst rasant. Wir können aber das Klima und die Biodiversität nur schützen, wenn die Industrieländer ihren Fleischkonsum halbieren. Für Deutschland hat die Heinrich-Böll-Stiftung errechnet, liegt der Jahresverbrauch im Durchschnitt pro Person zurzeit bei knapp 60 kg. Der Konsum ist zwar etwas zurück gegangen, dafür sind aber die Exporte in die Höhe geschnellt. Dabei müssen wir bedenken, dass im Jahr 2020 viele Restaurants geschlossen waren und schon deswegen weniger Fleisch in der Gastronomie verarbeitet wurde. Ich bin da noch sehr vorsichtig, über einen Rückgang des Fleischkonsums zu jubeln.

Meiner Ansicht nach, reicht eine Reduzierung um 50 % nicht aus, sondern gute Ergebnisse für das Klima wird es erst geben, wenn der Fleischkonsum unter 15 kg. pro Person liegen wird. Dieses Problem müssen wir also alle angehen. Die Gesellschaft und als erstes die Politik ist dringend gefordert. Wie gesagt, 2029 ist gleich.

Und bis dahin müssen wir die riesigen Versäumnisse der Landwirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte wieder gut machen. Es muss ein konsequenter Umbau der Landwirtschaft erfolgen – eine Mammut-Aufgabe, die sich aber die Politik stellen muss und wird. Eigentlich weiß das auch jeder der handelnden Personen – egal aus welcher Partei. Nur sagen tun sie es natürlich nicht, denn damit werden entscheidende Wählergruppen vergrault. Und dann kommt mir immer wieder die Frage, was will der und die Wähler:In? Die Wahrheit auf dem Tisch oder doch lieber angelogen werden und im Nachhinein darüber lamentieren, wie schlecht die Politik doch sei?

2. Schon lange bekannt ist auch, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung immer mehr zu resistenten Keimen führt – welche täglich die menschliche Gesundheit bedrohen! Es sterben jetzt schon weltweit 700.000 Menschen jährlich an diesen resistenten Keimen. 73 % aller weltweit verkauften Antibiotika werden für Tiere genutzt und nicht für kranke Menschen! Wenn Regierungen nicht eingreifen, erwartet die Wissenschaft einen Anstieg des Antibiotikaverbrauchs bei Nutztieren um 67 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2010! Laut einer Studie der Organisation Germanwatch fanden sich auf 51 Prozent der Hähnchenfleischproben europäischer Geflügelkonzerne aus 4 EU-Ländern –  Krankheitserreger mit Antibiotikaressistenzen. Auf 35 Prozent waren es sogar Erreger, die gegen Reserverantibiotika resistent sind. Reserveantibiotika soll nur als letztes Mittel für Menschen sein, wird aber vermehrt in der Tierhaltung benutzt. Das kranke Geflügel wird in die Lebensmittelproduktion eingeschleppt und findet sich dann in den Küchen der Menschen wieder. Da ist es eine Frage der Zeit, bis schwere Infektionen bei uns ausgelöst werden. 

3.Ein Fakt nebenbei: die 5 größten Fleisch- und Milchkonzerne emittieren genauso viele Klimaschädliche Gase wie Exxon, der größte Ölmulti der Welt.

4. Moore fallen immer mehr der Viehhaltung zum Opfer! In Deutschland und in Europa sind viele weite Teile von Moorlandschaften in der Vergangenheit trocken gelegt worden. Der einfache Grund: Man wollte die Fläche für die Landwirtschaft und Viehhaltung nutzen. Seither setzen die Torfböden riesige Mengen an gespeichertem CO2 frei.

5. Trotz der globalen Auswirkungen hat kein Land der Welt eine Strategie zur Senkung des Fleischkonsums. Dabei können Regierungen durch Gesetze und Finanzelle Anreise wichtige Beiträge dazu leisten. Ein Beispiel wäre ein Ausstiegsprogramm für Betriebe der Viehhaltung in eine nachhaltige, Tierleidfreie Landwirtschaft. Der Ausstieg aus der Kohle und aus dem Atomstrom, den ich zu 100 % unterstütze, wird den Steuerzahler eine riesige Summe kosten. Erhalten werden diese Ausstiegs- und Regresssummen große Energiekonzerne. Fluggesellschaften werden mit Milliardenprogramme gestützt, aber der so wichtige Umbau der Landwirtschaft soll keinen Penny kosten? Wo sind da die Prioritäten?

6. Nur rund 40 Prozent der weltweiten Ernte der wichtigsten Feldpflanzen bleiben dem Menschen zur Ernährung. Fast ebenso viel geht an die Tiere. Würde die gesamte heutige Getreideernte zu Nahrungsmitteln verarbeitet und gar nichts mehr zu Futtermitteln für Rinder, Schweine oder Geflügel, dann könnten 4 Mrd. Menschen mehr ernährt werden. Also leben wir nicht nur auf Kosten der Tiere, sondern jedes Stück Fleisch entzieht einem anderen Menschen auf dieser Welt die lebenswichtige Nahrung. Ich habe mir einen Gedanken verinnerlicht, der auch hier anwendbar ist, der aber von günstigen Angeboten handelt. Auch ich lasse mich sehr gerne mal von der Werbung verführen, wobei ich Meilenweit weg bin von dem Spruch: Haben ist besser als Brauchen. Wenn ich also auf einen besonders günstigen Preis stoße, kommt mir immer der Gedanke: einer muss das bezahlen. Entweder die Lieferant*innen, die Produzenten oder die Arbeiter*innen – wo auch immer sie leben. Jetzt entziehen wir aber durch unsere tierliche Ernährung nicht nur unserer Mitwelt lebenswichtige Grundlagen, sondern aufgrund unseres Genusses muss ein anderer Mensch leiden. Und ich rede jetzt nur von Getreide und Pflanzennahrung, wenn wir auch noch den Wasserverbrauch dazu nehmen, ist es gar nicht mehr auszuhalten. WissenschaftlerInnen haben berechnet, dass unsere Welt 11 Milliarden Menschen ernähren kann – wenn nicht die ganze Ernährung von unserer Nahrung verschlungen würde.

7. Je mehr Wälder für die Futtermittel gerodet werden, desto weniger Lebensraum gibt es für Wildtiere. Je enger der Kontakt zwischen Menschen und Tier ist, werden Zoonosen begünstigt, d.h. die Übertragung von Viren und dadurch die Entstehung von Pandemien, wie z.B. die aktuelle Covid19-Pandemie.

Das Gedächtnis der Menschen ist manchmal sehr kurzfristig angelegt, denn die aktuelle Pandemie ist zwar in ihrer globalen Auswirkung immens, trotzdem hat es in den letzten 130 Jahren viele Ausbrüche aufgrund von ZOONOSEN gegeben.

Für die Vollständigkeit muss ich Dir hier einen kurzen Überblick geben. Ich hoffe, es langweilt dich nicht.

– 1878 beginnen die modernen Aufzeichnungen mit der Geflügelpest – wie der Name schon sagt, übertragen von Vögeln

– In den 1920er Jahren wurde das erst mal AIDS nachgewiesen. Nach dem aktuellen Wissensstand stammen die humanpathogenen HIV-Stämme von Immunschwächeviren der Affen ab, die dann auf den Menschen übertragen wurde und dann die, immer noch nicht heilbare Krankheit „AIDS“ ausgelöst hat. Heute ist die Erkrankung durch Medikamente gut steuerbar. Aber auch hier war mir bis heute nicht bewusst, woher eigentlich dieses HI-Virus gekommen ist. Einfach durch einen zu engen Menschen/Tier-Kontakt.

Aber es geht noch weiter:

– 1931 wütete eine infektiöse Bronchitis, auch wieder übertragen durch Geflügel.

– das West-Nil-Fieber – übertragen von Vögeln und Pferde brach 1937 aus

– 1947 das Zika Fieber, übertragen von Mücken und Affen

– 1976 das weltweit gefürchtete Ebolafieber, übertragen durch Fledertiere und Affen

– 1986 – Rinderwahn – übertragen durch Rinder und Schafe. Das war übrigens meine erste wirklich tiefe Erinnerung an Seuchen.

– 1994 erschien das Hendra Virus auf der Bildfläche, eine Infektion durch  Flughunde und Pferde.

– 1997 dann die Vogelgrippe, eine Form der Geflügelpest. Übertragen durch Haustiere und Flughunde

– 1998 das Nipahvirus, auch wieder eine Infektion durch Flughunde und Haustiere

– 2003 das schwere akute Atemwegssyndrom (SARS) erst wurde vermutet, übertragen durch Fledertiere, dann wurden die Schleichkatzen identifiziert

– 2012 erschien dann MERS eine Nahost-Atemwegserkrankung. Wieder vermutet wurden die Fledertiere, dann wurden die Dromedare identifiziert

– 2016 erschien das Akute Diarrhoe-Syndrom der Schweine (SADS) – vermutlich übertragen durch Fledertiere

– und 2019 noch durch unbestimmte Wildtiere übertragen das Coronavirus Covid-19.

Das sind in 141 Jahren 14 nachgewiesene übertragbare Krankheiten, die von Zoonosen ausgelöst wurden. Nicht bei allen Zoonosen ist bisher klar, von welchem Tier das auslösende Virus stammt und ob es Zwischenträger gab. Aber trotzdem ist es wissenschaftlich belegt, dass diese Erkrankungen durch die immer intensivere Zerstörung der Lebensräume der Tierwelt entstehen.

Der Fleischatlas hat auch eine sehr schöne Grafik auf der Seite 33 über das Thema „Mehr Äcker und Weiden, mehr Infektionen“. Darin werden die Hauptgründe für die Verbreitung von Zoonosen in 13 dokumentieren Fällen in den Jahren 1940 – 2004 aufgeschlüsselt.

Welche Faktoren verursachen also Zoonosen.

– 31 % sind in der geänderten Landnutzung, Expansion von Agrarflächen, Urbanisierung, Entwaldung usw. zu finden.

– 15 % ist der Grund die Landwirtschaft, Tierweiden in der Nähe von Wäldern und Sümpfen, Herdeninfektionen, durch Zäune veränderte Wildtierbereiche.

– bei 13 % liegt es an der Ausfuhr von Lebendwildtieren und Wildtierprodukten.

– bei 11 % ist es die Anfälligkeit des Menschen für Infektionen durch mangelhafte sanitäre Anlagen, Übervölkerung, durch Antibiotika-Einsatz genetische Auslese resistenter Erreger,

– an 7 % sind Krieg, Hunger und Vertreibung Schuld

– 6 % liegen am Klima und Wetter: Das sind übrigens vorteilhafte Bedingungen für die Verbreitung von Erreger in Träger und Zwischenträger

– 4 % Bevölkerungsentwicklung und menschliches Verhalten durch Einengung der Wildtiere

– 3 % Zusammenbruch des öffentlichen Gesundheitswesens

– 3 % sogenanntes „Buschmeat“: Habitat naher Verzehr des Fleisches wilder und exotischer Tiere.

– 7 % sind andere, nicht definierte Gründe.

Spätestens die Covid-19-Infektion zeigt uns, was wir bisher sehr gerne übersehen haben: Um das Risiko künftiger Pandemien zu verringern, muss die Biodiversität unseres Planeten geschützt und die industrielle Tierhaltung dringend umgebaut – für mich sogar abgeschafft werden.

Ich hoffe, meine Aufzählung hat Dich nicht zu sehr gelangweilt, aber ich möchte Dich zu folgenden Gedanken einladen: Wir haben schon sehr oft von der Natur eine gelbe Karte gezeigt bekommen, und die vielen Verwarnungen einfach ignoriert. Die letzten Seuchen fanden nicht im wohlhabenden Westen statt, sondern oftmals in Gebieten, die weit weg von uns sind. Von denen wir nur in den Nachrichten erfahren, die man dann auch ganz schnell wegschalten und damit aus unserem Sichtfeld verdrängen kann. Aber jetzt trifft es uns alle – ob reiche oder arme Welt. Und wir sind alleine schuld und dafür verantwortlich.

Wir müssen endlich lernen aus dieser echt heftigen Verwarnung, die allein in Deutschland schon weit über 80.000 und weltweit über 3 Mio. Menschenleben gekostet hat. Und wenn wir von 10 % der bisher 141 Mio. Erkrankten ausgehen, die an Long-COVID leiden, sind es über 14 Mio. Menschen weltweit – in Deutschland wären das dann bisher 320.000 Menschen, die über viele Monate, manche sogar über Jahre die Leistungen des Gesundheitssystem benötigen.

Ich muss das eindringlich sagen, wir müssen vorangehen und das Übel an der Wurzel packen – und das Übel ist der Fleischverzehr mit seinem wahnsinnig großen Druck, der durch die Massentierhaltung auf die Umwelt erzeugt wird.

Aber jetzt noch mal auf die Landwirtschaft zurückkommend, möchte ich hier ganz klar sagen, dass wir nicht die Landwirte bashen wollen. Es geht uns um die Viehwirtschaft und das System, was um sie aufgebaut wurde. Deswegen muss, wie ich schon vorgeschlagen habe, die Bundesregierung ein Ausstiegsprogramm für die Viehwirte anbieten. Wir schenken Milliarden an Euros wenigen Wirtschaftsteilen, die gut lobbyieren und vernetzt sind. Aber wenn wir das System Landwirtschaft wirklich ernsthaft angehen und einen Paradigmenwechsel, so wie in der Energiewirtschaft und in der Autoproduktion, hinbekommen wollen, müssen wir endlich Perspektiven für einen Wechsel von der Viehproduktion zu pflanzlicher Produktion, anbieten. Dabei müssen wir mit den Menschen und den einzelnen Betrieben die Änderungen angehen – mit ihnen und nicht über ihnen –  und das ist schon längst überfällig.

Was hier in den letzten Jahrzehnten in dem zuständigen Ministerium verschlafen, oder verhindert wurde, ist tatsächlich ein Skandal.

Was mir bisher auch nicht bewusst war, dass die Zahl der Nutztierhaltungen in Deutschland seit Jahren sehr schnell sinken, aber die großen Betriebe sich immer weiter vergrößern. Die Autoren des Fleischatlas schreiben: Um Defizite im Umwelt- und Tierschutz zu verringern, könnte die ökologische Tierhaltung ausgebaut werden. Der Ökolandbau hat da klare Vorgaben, wie viele Tiere maximal pro Hektar gehalten werden dürfen und welches Futter verwendet werden darf. Trotzdem ist diese Tierhaltung immer noch nur eine Nische und liegt bei ca. 5 % des gesamten Viehbestandes. Das heißt also, so viel Biofleisch gibt es gar nicht, wie manche beim Metzger ihres Vertrauens angeblich kaufen. Das ist ein Trugschluss, auf den wir immer wieder stoßen.

Ein weiterer Täuschung ist die Forderung nach „mehr Tierwohl“. Wenn Du dir die Aufnahmen von Tierschützern in deutschen Ställen anschaust, oder dir die Berichte über diese Zustände liest, dann kannst Du nur zu einem Ergebnis kommen: Es gibt in Deutschland kein Tierwohl in der Viehproduktion, deswegen kann es auch kein „mehr Tierwohl“ geben. Das ist wieder mal eine Verschleierungstaktik der Lobby und des zuständigen Ministeriums, welche gerne die freiwillige Verantwortung in die Hände der Bürger und der Industrie liegt, aber dabei regelmäßig beweist, dass dies nicht funktioniert. Es müssen endlich Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit alle Tiere geschützt werden und wir nicht weiter zwischen Haus-, Wild- oder Nutztiere unterscheiden. Jedes Leben ist wichtig und schützenswert.

Das sogenannte Konzept des „souveränen Konsumierenden“ ignoriert, dass Konsum- und Ernährungsentscheidungen maßgeblich vom persönlichen Umfeld beeinflusst werden. Wir lernen es von unseren Eltern und übernehmen unbewusst die Werte und Normen in der Ernährung aus unserem Umfeld. Damit das alles wirklich fest in uns sitzt, wird mit viel Werbung und gesellschaftlicher Druck bewirkt. Sich dagegen zu stellen ist schwer, aber wir fühlen eine Wende. Es ändert sich etwas, noch zu langsam, das ist mir bewusst. Aber die vegane Ernährung ist mehr als nur ein  Trent und die pflanzliche Lebensweise setzt sich immer weiter durch.

Wir müssen aber viel intensiver und schneller an der Alltagspraktik des Fleischverzehrs arbeiten. Ob in Kitas oder Kantinen fordern wir im öffentlichen Bereich ein besseres Angebot an pflanzlichen Gerichten mit der Auszeichnung nach Bio und Herkunft und der Umweltschädlichkeit der einzelnen Bestandteile des Gerichts.

Auch auf der Verpackung muss nicht nur eine Zuckerampel, sondern eine Umweltampel abgedruckt sein – damit die Verbraucher:innen sofort den möglichen Umweltschaden aufnehmen und vor Ort entscheiden können, ob sie nicht ein unbelastetes Produkt kaufen möchten.

Dagegen stemmt sich natürlich die Industrie und so lange wir ein Systemtreues Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschat haben, so lange die Vorstände der Agrarwirtschaft und der Bauernverbände als Politiker in den zuständigen Ausschüssen bei der EU und in Deutschland maßgeblich die Politik der nächsten Jahre beeinflussen, so lange wird es fast unmöglich sein, dieses System anzugehen. Aber wir müssen es jetzt tun, Verändern, Wege für eine Neupositionierung der Unternehmen finden, einen finanziellen Anreiz für den Ausstieg aus der Viehhaltung anbieten.

Wir haben einige Forderungen auf unserer Webseite formuliert. Dazu steht zur Bio-veganen Landwirtschaft folgender Text:

Wir fordern die Umstrukturierung der bisherigen Agrarsubventionen von einer reinen Flächensubvention zu einer Förderung des klimafreundlichen Anbaus. Außerdem fordern wir eine Hilfestellung bei der Umstellung der konventionellen (Tier-)Landwirtschaft auf eine sozio-ökologische und bio-vegane Landwirtschaft.

Die bisherige reine Flächensubvention fördert nur Betriebe, die großteilig anbauen. Das System “wachse oder weiche” für landwirtschaftliche Betriebe muss aufgebrochen werden und gerade kleinteilige Landwirtschaft soll großzügig gefördert werden. Wir stehen vor einem erheblichen Generationswechsel, der auch die Landwirtschaft betrifft. Der Folgegeneration muss die nötigen Hilfestellungen gegeben werden, einen konventionellen Betrieb auf eine bio-vegane Landwirtschaft umzustellen.

Auch müssen sich brachliegende Äcker für Landwirt*innen finanziell lohnen. Muss es eine Bewirtschaftung der Ackerflächen bis zum letzten Quadratzentimeter geben, oder ist es nicht sinnvoller in regelmäßigen Abständen Blühstreifen anzulegen, die  natürlich auch den Landwirt:Innen ersetzt werde müssen.

Aber das Düngen mit Chemie und Gülle – was unsere Böden und das Grundwasser so schädigt, muss so schnell wie möglich eingestellt werden. Und da reicht es nicht, darüber nachzudenken, sondern wir müssen endlich in das TUN kommen. Dabei muss unbedingt der europaweite “Gülletourismus” streng reglementiert und möglichst unterbunden werden.

Das Ergebnis dafür ist:

Neben der Energieerzeugung gehört die Landwirtschaft zu den größten ökologischen Problemfeldern. Der tägliche Raubbau an der Natur, sowie die Ausbeutung von Lebewesen hat in unserer Zukunft nichts verloren. Wichtig ist dabei vor allem das Verbot der Massentierhaltung sowie die Unterstützung der Landwirte, ihre Betriebe zu finanziell lohnenden bio-veganen Betrieben umzubauen.

Die Bundesregierung hätte verschiedene politische Instrumente zur Verfügung. Sie könnte zielgruppenspezifische Informationskampagnen entwickeln. Ein weiteres Instrument wäre die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Damit meine ich den vollen MWST-Satz auf alle tierliche Produkte und der ermäßigte auf die pflanzlichen Alternativen. Sie könnte die pflanzliche Ernährung in Kitas, Schulen und Krankenhäusern fördern.

Die derzeitige Strategie bewirkt das Gegenteil: Tierische Lebensmittel werden immer billiger, der CO2-Verbrauch wird damit höher geschraubt.

Wie ich das schon erwähnt habe: Wir müssen den Umstieg wagen. Die Landwirtschaft wird eine unserer größten Baustellen bei der Erreichung der Pariser Klimaziele werden.

Und wer bezahlt diesen Umbau? Zum einen natürlich aus Bundes- und Landesmitteln – genauso wie beim Atom- und Kohleausstieg, zum anderen aber durch eine konsequente Erhöhung des CO2-Preises – und ich würde diesen CO2-Preis lieber Klimapreis nennen. Denn dazu zählen wir nicht nur die CO2-Belastung in der Herstellung, sondern auch die Umweltschäden, die z.B. durch Nitrat im Grundwasser entstehen (Stichwort Gülletourismus), dem Transport der lebenden oder toten Tiere und deren Erzeugnisse und der allgemeine gesundheitliche Schaden, der durch den Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten entsteht und die Allgemeinheit belastet.

Funfact mal nebenbei: In den meisten Studien werden die Energiekosten, die in der Landwirtschaft anfallen, auf Energie und Verkehr zwar umgeschlagen aber nicht dem Erzeuger der Energiekosten – hier die Landwirtschaft berechnet. Der große Fuhrpark der deutschen Landwirtschaft, der vergünstigte Dieselkraftstoff, KFZ-Versicherungen und Steuer, Transport der Gülle und der Lebendtiere, usw. usf. Diese Klimakosten kommen im CO2-Preis der Landwirtschaft bisher nicht vor.

Der Klimakiller Fleisch ist einer der größten Umweltsünder, wobei jeder einzelne Verbraucher den größten Einfluss darauf hat. Eine Verteuerung der Produkte um einen Klimapreis von mindestens 30,00 Euro pro kg wird einen unmittelbaren Effekt auf die Billigproduzenten haben. Diese Einnahmen sollen aber nicht in sinnlose Tierschutzvorhaben der Landwirtschaftslobby gehen, sondern in die Förderung der Umstellung der landwirtschaftlichen Tierhaltung auf eine möglichst ökologisch-vegane Bio-Landwirtschaft.

Das ist natürlich eine immens große Zahl – aber es gibt schon sehr gute Alternativen, die entweder gleich und teilweise besser schmecken, als die tierische Variante. Das Angebot hat sich vervielfacht, so dass ich überhaupt kein Verlangen nach tierischen Produkten mehr verspüre, denn meine tägliche Küche ist um ein vielfaches bunter und geschmacklich interessanter, als die fleischliche Küche jemals sein kann.

Eigentlich hatten wir geplant, unseren Podcast auf 20 Minuten zu begrenzen, aber das schaffen wir schon mit der 2. Folge nicht. Die Informationen aus dem Fleischatlas sind mir aber so wichtig, dass ich ungern etwas kürzen möchte.

In der nächsten Folge spreche ich über ein schwieriges Wort, welches ich bis heute nicht unfallfrei sagen kann, aber ich versuche es trotzdem: Speziesismus. das ist eine Anschauung, nach der der Mensch allen anderen Arten überlegen und daher berechtigt sei, deren Vertreter nach seinem Gutdünken zu behandeln. Aber ich berichte auch über einen erfolgreichen Startup aus den USA. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du wieder einschalten würdest.

Bis zum nächsten Mal, Dein Holger vom Podcast „Pflanzenglück – ein Klimapodcast rund um die vegane Lebensweise“

Dieser Podcast wird nicht durch Werbung finanziert. Wir werden natürlich auch Produkte benennen, die wir gut finden und welche, die wir ziemlich schlecht finden. Das wird aber niemals gesponsort durch die Industrie.

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In der nächsten Folge wollen wir über den jährlichen Fleischverbrauch berichten und welche aktuellen Daten es dazu gibt. Lass Dich überraschen. Vielen Dank für Dein Zuhören.

Und jetzt zum Schluss hörst Du noch einmal unsere Titelmelodie „Pflanzenglück“ arrangiert und komponiert von Uwe Schulze.

Viel Spaß beim Zuhören und bis zum nächsten Mal auf unserem Kanal.

© vegan4future e.V.

Musik:

Titelmelodie „Pflanzenglück“ komponiert und arrangiert von Uwe Schulze: https://soundcloud.com/u-schulze

Gema- und Lizenzfreie Musik von Youtube-Audio: Easy Lemon 60 Second – Kevin MacLeod, Isolated – Kevin MaxLeod

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