Hallo und herzlich Willkommen bei unserem Podcast „Pflanzenglück“. Mein Name ist Holger und ich spreche heute über unsere veganen Urlaubserlebnisse.
Es ist schön, dass Du wieder reinhörst. Du findest diese Podcast-Serie bei allen gängigen Podcast-Anbietern und natürlich auf unserer Internetseite: www.4future-podcast.de. Auch auf Facebook sind wir unter 4future-podcast zu finden. Wir freuen uns über jedes Like und Deine Kommentare.
In dieser kurzen Folge möchte ich über unsere Erlebnisse bei unserer letzten Reise berichten, grade weil wir kurz vor den Sommerferien sind, aber ich will auch kurz über einen Twitteraufreger sprechen, der mich nicht loslässt, weil er mich dermaßen aufregt.
Aber erst einmal zu unseren Reiseerlebnissen. Meine Frau und ich haben uns in diesem Jahr ein ganz besonderes Ostergeschenk gemacht. Wir haben 6 Übernachtungen in zwei gegensätzlich Hotels gebucht. Zuerst besuchten wir die Burg Lenzen und damit das 4 Sterne Ahead-Hotel auf der dortigen Burg. Das Hotel ist im letzten Jahr wiedereröffnet worden und wird seitdem als konsequent veganes und nachhaltiges Hotel und Restaurant von den Pächtern Kim Stellbrinck und Jonas Mog geführt. Es hat 39 Zimmer und 66 Betten und ist damit nach eigenen Angaben das größte vegane Hotel mit Restaurant in Deutschland – und das nicht in den Metropolen Berlin oder München, sondern auf dem Land in Brandenburg.
Der Eigentümer der Burg Lenzen ist seit 1992 der BUND Niedersachsen und betreibt dort gleichzeitig ein Besucherzentrum für das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.
Ich war gespannt auf ein veganes Hotel und ob dies wirklich das einlöst, was es verspricht. Gefunden habe ich das Hotel bei der Suche nach veganen Übernachtungsmöglichkeiten, die natürlich auch für Hunde geeignet sein muss, denn wir Reisen in der Regel nur mit unseren Tieren. Die Burg Lenzen liegt genau an der Elbe und damit an der Grenze zwischen Brandenburg und Niedersachsen. Der niedersächsische Teil ist als Wendtland bekannt, so sind die Städte Dannenberg und Hitzacker nicht weit entfernt.
Ich muss vorweg sagen, dass der Preis für einen Aufenthalt in einem 4 Sterne Hotel angemessen ist, aber selbstverständlich etwas höherpreisig ausfällt, aber glaube mir, jeder Euro dafür ist gerechtfertigt. Die Doppelzimmer kostet um die 132 Euro pro Nacht inkl. Frühstück, Yoga und Saunabesuch. Es können Kanus und Bambusfahrräder mit Aufpreis gebucht werden.
Wir wohnten in einem sehr schönen, behindertengerechten Zimmer in der alten Schule, welche sich im Schlosspark befindet. Hochwertige Materialien wurden verbaut, wobei man sehen konnte, dass das Design tatsächlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Wir hatten tolle Betten – das muss ich echt sagen, die waren hervorragend – und diese Kissen! Aber der Knaller war, dass unsere kleinen Hunde nicht als störende, stinkende Fellnasen angesehen wurden, sondern als willkommene Gäste. Für beide Hunde wurden Hundebetten aufgestellt und zwei Futter- und Wasserschalen mit einem veganem Begrüßungsleckerli. Die Übernachtung kostete für beide Hunde zusammen zwar 19,00 Euro pro Nacht – aber das war es in diesem Haus wirklich wert. In vielen anderen Unterkünften bedeuten Hunde nur einen zusätzlichen Umsatzbringer, für den aber keine Gegenleistung erbracht werden muss. Überall wo wir auf der Burg mit unseren Karlchen und Paulchen auftauchten, waren wir willkommen und die Hunde wurden als vollwertige „Gäste“ angesehen.
Das Personal war gut geschult und dabei ernsthaft und nicht nur oberflächlich professionell freundlich. Nach über 30 Jahren gastronomischer Erfahrung und den Dingen, die ich heute tagtäglich als Gast in der Gastronomie erlebe, war die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals eine unerwartete, positive Abwechslung. Unsere Wünsche konnten wir nachhaltig durch einen QR-Code, der sich am Badezimmerspiegel befand, direkt an die Rezeption übermitteln. So bestellte ich ein zusätzliches Kissen, kein 5 Minuten später wurde es gebracht. Das dadurch auf Sinnloses, oftmals nicht mehr aktuelle Infos auf Papier verzichtet wird, fand ich sehr angenehm. Die Begrüßung bei der Anreise war professionell und bei einem alkoholfreien Begrüßungsdrink wurden uns alle Eigenheiten einer Übernachtung auf dieser Burg verständlich und in einer sehr freundlichen Atmosphäre erklärt. In der Übernachtung war ein Frühstück inkludiert und es konnte an 1 bis 2 einstündige Yogaangebote pro Tag teilgenommen werden.
Wir sind begeistert über das Konzept und über die konsequente Durchführung. Ich habe, wie schon gesagt, einige Erfahrung in der Hotel- und Gastronomie-Branche, dabei habe ich fast alle Arten kennengelernt. In der Sternegastronomie habe ich gelernt, habe meinen Abschluss zum Betriebsökonom für das Hotel- und Gaststättenwesen (heute heißt das Hotelbetriebswirt) in einer Hotelfachschule absolviert und meine beruflichen Stationen waren von der Systemgastronomie über Ferienlocations bis zur Sterneküchen fast alles dabei, was diesen Beruf so bunt und abwechslungsreich macht. Deswegen bin ich der tatsächlich arroganten Meinung, dass ich ein klein wenig Ahnung von der Materie habe.
Die Abendkarte des Restaurants „place to V“ ist nicht überladen, es gibt einige Eigenkreationen, aber auch klassische Gerichte, die vegan interpretiert werden. Wir haben die Karte hoch und runter gegessen und es war …. hervorragend. Der Küchenchef Jonathan Gebhardt und sein Team interpretieren auf der kleinen Karte alles, was das vegane Herz begehrt. Nur ein paar kleine Beispiele – ach was, ich erzähle Euch mal, was wir alles gespeist haben. Wir hatten an 3 Abenden reserviert und damit viel Zeit für die Speisekarte – so gab es als Vorspeise einen tollen Wildkräutersalat mit karamellisierten Nüssen, einen hervorragenden Caesar Salad mit Planted Chicken als Huhnersatz.. Das Carpaccio von der Artischocke und als Suppe ein Cappuccino von der Erbse waren sehr gut zusammengestellte Vorspeisen.
Als Hauptgänge gab es eine Trüffel-Pasta oder einen Pilz Burger. Mir hat besonders gut das Gericht mit dem jungen Austernpilz geschmeckt. Außerdem konnten wir unter weiteren Gerichten auswählen: Steinpilzrissotto oder Blumenkohl-Barbecue-Wings und sogar Königsberger Klopse. Alles rundherum gut und lecker. Wir haben es in den 3 Tagen richtig krachen lassen ….
Es empfiehlt sich auf jeden Fall eine Tischreservierung, da das Restaurant sehr gut besucht ist und nicht so viele Tische hat.
Das Hotel ist nun auch ausgezeichnet worden und belegt den 1. Platz beim Weltverbesserer Wettbewerb 2022. Ich zitiere mal aus der Begründung der Jury zum Gewinner der Kategorie Restaurants: „In größeren Städten ein veganes, nachhaltiges Konzept zu eröffnen, ist mittlerweile nicht unüblich. Was die Jury von Place to V überzeugt hat, ist, mit welcher Konsequenz und Feinfühligkeit die Macher nachhaltige Gastronomie auf dem Land realisieren. Im Gegensatz zu größeren Städten gibt es in ländlichen Gegenden noch sehr viele Berührungsängste mit veganem Essen, was Place to V mit Genuss minimieren möchte“, erklärt die Jury die Entscheidung für den ersten Platz.
Weiter schreiben sie: „Die Mitarbeitenden des Restaurants hatte das Trio aus den beiden Geschäftsführern Jonas Mog und Kim Stellbrinck sowie Chefkoch Jonathan Gebhard vom Vorgängerrestaurant übernommen, geschult und von und mit der eigenen Begeisterung von nachhaltiger Ernährung überzeugt. Die Zutaten für die Speisen sind regional und zu einem überwiegenden Teil Bio, das Team achtet stark auf Saisonalität und stellt alles außer der Curryvurst, Cashew Käse, Joghurt und Pflanzendrinks selbst im Haus her. Ziel von Place to V ist es, sowohl neue Menschen von klima- und tierfreundlichem Essen zu überzeugen. „Place to V bringt Vegan aufs Land und verbindet auf höchstem Niveau innovative Nachhaltigkeit mit Naturromantik“, fasst die Jury zusammen.“ Quelle: https://www.gastrotel.de/news/newsdetail/news/show/News/drei-nachhaltige-gewinner/?utm_source=sendinblue&utm_campaign=Newsletter_April__Liste_3&utm_medium=email
Du hörst sicher, ich bin so begeistert von unserem Aufenthalt. Besonders beeindruckend war auch das Frühstücksbüffet. Das Büffet erstreckte sich auf 2 Seiten über insgesamt 8 – 10 Meter und es gab alles, was das vegane Herz begehrte. Selbstgemachte Aufstriche, Marmeladen, Gebäck, Müslis, Salate, Pancakes und Rührtofu. Und weißt Du, was mir ganz besonders aufgefallen ist? Es war alles normal, es war so, als ob wir schon in unserer pflanzlichen Modelzukunft sitzen, denn du musstest nicht nachfragen, ob der Cappuccino mit pflanzlicher Milch ist, und du musstest Dir keine Sorgen über versteckte Tierprodukte machen. Es war ein Gefühl wie unter Gleichen – und das waren wir auch. Ich schätze, zur gleichen Zeit waren ca. 50 Gäste auf der Burg. Von jung zu alt, Yogaleute, Einzelreisende, Familien mit Kindern, junge Paare, Senior*innen – es war wirklich wie ein Querschnitt durch die Gesellschaft – so wie auch die vegane Community ein Querschnitt durch die Gesellschaft ist. Aber das Besondere war, dies so konzentriert an einem Ort zu erleben. So verschieden die Menschen auch waren, so hat sie eine Sache geeint: die pflanzliche Einstellung. Wenn dir dann plötzlich bewusstwird: So könnte die Realität überall sein, so könnte die Zukunft aussehen. Das erzeugt in einem ein ganz besonderes Hochgefühl. Alle waren freundlich zugewandt, höflich und es war auch energetisch eine tolle tierleidfreie Stimmung.
Ich habe mehrmals in dieser Podcast-Serie gesagt, dass wir für positive Berichte in diesem Podcast nicht bezahlt werden, und das ist auch hier so. Keiner auf der Burg wußte, wer wir sind, was wir machen, wofür wir stehen, aber ich würde mich freuen, wenn dieser Beitrag noch einen weiteren Schub für die Burg und dieses Konzept gibt – gerade da die Hotellerie und Gastronomie in großen Nöten ist und genau dieses vegane Konzept unbedingt Schule machen muss.
Aber von noch einem Erlebnis möchte ich kurz berichten. Am letzten Morgen sassen wir beim Frühstück im Wintergarten. Der Wintergarten ist der Frühstücksraum mit vielen Fenstern und einem grandiosen Ausblick auf den Schlossgarten. Die Eingangstür öffnete sich und es betraten 4 Gäste den Frühstücksraum und setzten sich an einen Nachbartisch. Es waren 2 Jungs im Alter von 12 – 15 Jahre mit Ihren Großeltern und man merkte, dass sie ziemlich unbeholfen waren. Die Großmutter ging zum Buffet und kam zurück und sagte laut mit einem großem „Ach“: „Leute, hier gibts ja gar nüscht“. Der Enkel sagte, ja hier ist irgendwie alles vegan – nicht mal Milch gibt es. Wir haben das natürlich alles am Nachbartisch mitbekommen und wollten jetzt nicht die üblichen Vorurteile gegen Veganer bei ihnen hervorrufen und versuchten ins Gespräch zu kommen. Die Familie besuchte eine Schwester der Großmutter und waren nur zur Übernachtung da. Und da das Frühstück im Preis inbegriffen sei, müssen sie es ja auch abessen.
Aber am nächsten Morgen, beschloss die Großmutter, würde man zur Schwester gehen, damit endlich alle satt werden. Vegan gut und schön, alles müsse doch in Maßen genossen werden, meinte sie. Du kennst ja das übliche Bullshit-Bingo, was üblicherweise abgelassen wird … Wir haben von der Pflanzenmilch geschwärmt, aber auch das kam bei den Jungs mit den Cornflakes (die auch noch schrecklich irgendwie ohne Zucker waren) nicht an. Als die Bedienung vorbeikam und fragte, ob alles gut wäre, sagt die Großmutter: „Nix ist gut, hier gibts ja nüscht zum essen, morgen kommen wir nicht wieder.“ Die Bedienung schaute zum Buffet, dass sich unter den vielen Speisen fast bog, wieder zurück zu den Gästen und dieser Blick war wirklich köstlich. Wir sehen hier also die andere Seite, die einmal sich auf pflanzliche Lebensmittel einlassen könnte (auch indem es sich ja nur um eine Mahlzeit handelt) und wie schwer sich manche mit diesem Gedanken tun. Es wäre eigentlich toll, wenn sie nachfühlen könnten, wie es uns an 365 Tagen im Jahr geht (außer du verweilst auf Burg Lenzen).
Auch weitere Freizeitmöglichkeiten sind vor Ort. Du kannst Dir Bambusfahrräder im Hotel ausleihen oder eine Wanderung mit dem Kanu auf der Löcknitz. Der Schlossgarten ist bio-zertifiziert und lädt zu einem Spaziergang ein. Dort befindet sich viel gestaltende Kunst, begleitet von einigen philosophischen Texten ein Natur-Poesie-Garten. Die Elbe ist nicht weit entfernt und bei einer Halbtageswanderung sind wir mit der Fähre von Lenzen nach Pevestorf gefahren, um dort die Landschaft zu entdecken.
Es ist glaube ich nicht überraschend, wenn ich sage: Wir geben 5 Sterne und alle Daumen hoch für diesen Geheimtipp. Den Link zur Burg findest Du unter der schriftlichen Aufzeichnung dieser Folge auf unserer Homepage: 4future-podcast.de
Unser nächstes Ziel war ein Hotel in der Heide. Wir wollten mal die Natur dort kennenlernen, auch wenn die Heide natürlich Ostern nicht blüht und die Vegetation sich noch entwickelt. Den Namen des Hotels möchte ich hier nicht nennen, denn Negativwerbung ist genauso blöd. Aber ich möchte gerne über unsere Erwartungen und den daraus resultierenden Erfahrungen berichten. Es kann jeder einen schlechten Tag haben, aber trotzdem möchte ich kurz darauf eingehen. Gefunden haben wir das Hotel unter vegane Biohotels und damit wird auch Werbung gemacht. Wir haben für den ersten Abend des Anreisetags die Teilnahme am Abendbuffet gebucht, denn ich wusste nicht, wie wir auf der Fahrt durchkommen. Es stellte sich dann heraus, dass die Verpflegung eher großküchenmäßig war und es eigentlich kein Hotel, sondern eine Gruppenunterkunft war. Es gab Hühnerbeine, einen Pilzauflauf mit Käse und Ei und vegane Blattsalate und Brot und zwei vegane gekaufte Pflanzenaufstriche, natürlich auch viel Wurst, Schinken und Käse – alles in Bio. Ich habe leider erst im Nachhinein herausgefunden, dass diese sogenannte Halbpension 25,00 Euro pro Person kostete. Auch das Frühstück war bezeichnend. Die gleichen 2 veganen fertigen Linsenaufstriche, Müsli – hier gab es die Möglichkeit Hafermilch dazuzunehmen – Tomaten und Gurken. Das war es dann schon mit der Frühstücks-Herrlichkeit. Natürlich waren unsere Hunde nicht im Restaurant willkommen und auch nicht wirklich im Hotel, trotzdem mussten wir 10,00 Euro pro Fellnase und Nacht dafür berappen – hier ohne Gegenleistung.
Die Umgebung – die Natur – war wunderschön. Unsere Ausflüge und Spaziergänge in der nähren Umgebung von Bispingen haben echt Spaß gemacht – das Hotel an sich hat uns eher enttäuscht. In der Summe alles kein Drama, wir kennen es oftmals nicht anders. Aber für Menschen, die das Hotel unter dem Suchwort „vegan“ finden, ist das eher eine Enttäuschung.
Noch ein Satz zur Maskenthematik. Die Maskenpflicht war gefallen, aber auch hier gab es eklatante Unterschiede, wie damit umgegangen wurde. Auf der Burg Lenzen wurde darum gebeten, innerhalb der öffentlichen Räumlichkeiten weiter die Maske zu benutzen und es haben sich 95 % daran gehalten.
In dem Heidehotel – wo sich viele Familien mit jungen und alten Menschen aufhielten – war es genau umgekehrt. 95 % benutzen keine Maske und es kam uns auch so vor, als ob die Mitarbeiter*innen und Leitung uns immer sehr amüsiert anguckten, da wir konsequent die Maske benutzen.
So sind die Unterschiede – trotzdem haben wir uns dort erholt und die Gegend erkundet. Einen Tag waren wir im nahen Hamburg (selbstverständlich vegan essen) und haben auch einen Ausflug ins alte Land gemacht. Der komplette Urlaub war erholsam und bleibt uns nachdrücklich in Erinnerung. Sonst würde ich so nicht darüber sprechen.
Du hast ganz bestimmt auch einige Erfahrungen in deinem oder euren Urlaub gemacht. Wenn Du tolle Locations besucht hast und Du gerne darüber berichten willst, dann schreib uns einfach eine kurze E-Mail an podcast@vegan4future.de. Gerne veröffentlichen wir Deinen Text auf unserer Homepage und/oder sprechen darüber in einer der nächsten Folgen. Wenn Du Lust hast, kannst Du auch direkt in unserem Podcast über Deine Reiseerlebnisse und positiven veganen Tipps berichten. Ich bin gespannt, was da so zusammenkommt. Wir sind sehr flexibel und können uns nach Deinen Wünschen richten.
Mein Fazit ist folgender Gedanke. Umso mehr wir auf einen nachhaltigen, veganen Urlaub bestehen und laut fordern, umso schneller wird sich die Ferienhotellerie darauf umstellen. Wir können damit genauso einen Effekt auslösen, wie in der Lebensmittelbranche und den vielen veganen Angeboten, die sich mittlerweile im Supermarkt befinden.
Nach dem folgenden kurzen Musikstück muss ich mich über ein anderes Thema ein bisschen auf- und hoffentlich wieder Abregen.
Nun kommen wir zum 2. Thema. So schön wie der Osterurlaub auch war, umso mehr regt mich manchmal eine seltsame Haltung in den sozialen Netzwerken an. Irgendwann vor ein paar Tagen las ich eine Frage auf Twitter. In diesem Tweet erzählte ein Mensch, dass ihm mitgeteilt wurde, er sei gar kein richtiger Veganer, da er sich „nur“ aus gesundheitlichen Gründen pflanzlich ernähre. Nur die Menschen, die sich aus Tierrechtsgründen pflanzlich ernähren würden, dürften sich „Veganer“ nennen. Für ihn gelte nur die Schublade: „Pflanzlich ernährt“.
Du kannst Dir vorstellen, was unter diesem Tweet geschah. Es entwickelte sich eine heftige Diskussion über diesen Unsinn, der mich so richtig wütend macht, denn mir persönlich ist es völlig schnuppe aus welchen Gründen ein Mensch sich entschließt pflanzlich zu essen. Ob nun der Grund die Hautpflege, die Gesundheit, die Ernährungsvielfalt, die Klimasorgen oder die Tierrechte sind, oder damit die Haare besser liegen – die Gründe sind doch völlig piepegal. Es ist doch wichtig, dass überhaupt der Weg beschritten wird – Tiere werden auf jeden Fall gerettet, weil nicht verspeist.
Und wir müssen uns mal klar machen, was geschieht denn, wenn sich jemand mit der veganen Ernährung beschäftigt. Wir Veganer gelten als gut informiert, denn wir kümmern uns um unsere Blutwerte, der Qualität unseres Essens und irgendwann macht sich auch eine Tür zu den Tierqualen auf. Und glaube mir, wenn sich diese Tür öffnet, wird sie diese niemals wieder verschließen. Ich will damit sagen, aus welchem Grund auch immer Du Dich entscheidest, vegan zu leben – irgendwann einmal machst Du es auch wegen der Tierrechte, vielleicht ist es nicht Dein Hauptthema, aber mit jeder täglichen Entscheidung, keine Tiere zu verspeisen, oder dort wo es machbar ist auf Tierprodukte zu verzichten, jede dieser Entscheidungen schützt Tiere und ist ein Schub für eine pflanzliche Zukunft.
Seitdem ich denken kann, habe ich Probleme mit Menschen, die sich selber überhöhen, sich als besonders, auserwählt und den Mitmenschen überlegen fühlen. Genau das passiert, wenn wir solche Unterscheidungen zwischen einerm Besserveganerin und einem – in Anführungszeichen – normalen Veganer*in, oder eine Herabstufung in nur „pflanzlich ernährten“ machen. Denn was muss denn unser Ziel sein?
Unsere gemeinsames Ziel ist doch die Mehrheit der Menschen vom „veganen Weg“ zu überzeugen – also ich benutze jetzt das böse Wort „Mainstream“, obwohl das genau das beschreibt, was ich meine. Der Weg zur veganen Ernährung muss mehrheitsfähig werden. Und genau dieses Ziel wird durch solche Diskussionen zwischen „Besserveganer*innen“ torpediert und schadet der gesamten Bewegung.
Ich weiß noch, als ich vor ein paar Jahren mich in einer veganen Partei engagierte und bei einem Parteitag mit anderen Mitgliedern ins Gespräch kam und ich so komisch angesehen wurde, als ich naiv sagte, dass mein veganer Auslöser die Gesundheit war. Damals konnte ich die Blicke noch nicht einordnen, heute weiß ich, dass ich damit wohl auch ein „Veganer, 2. Klasse“ bin.
Noch einmal – völliger Blödsinn! Die vegane Community, die vegane Bewegung muss aufhören, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, sondern wir müssen gemeinsam an unseren Zielen arbeiten. Wir haben genug zu tun, unsere guten Argumente immer wieder und immer wieder den Menschen zu erzählen. Nur so erreichen wir eine gemeinsame, pflanzliche Zukunft. Und dass dies keine Utopie ist, davon bin ich überzeugt.
Vielleicht hilft auch ein Blick auf die Ursprünge der veganen Bewegung. Auf der Seite von Vegansociety steht zur Geschichte der veganen Bewegung folgende Definition:
„Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die darauf abzielt, alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren für Lebensmittel, Kleidung oder andere Zwecke so weit wie möglich und praktikabel auszuschließen und die Entwicklung und Verwendung tierfreier Alternativen zum Wohle von Tieren, Menschen und der Umwelt zu fördern. In Bezug auf die Ernährung bezeichnet es die Praxis, auf alle Produkte zu verzichten, die ganz oder teilweise von Tieren stammen.“
Weiter heißt es auf der Webseite: „Es gibt viele Möglichkeiten, sich vegan zu ernähren. Eines haben jedoch alle Veganer gemeinsam: Sie ernähren sich pflanzlich und verzichten auf alle tierischen Lebensmittel wie Fleisch (einschließlich Fisch, Schalentiere und Insekten), Milchprodukte, Eier und Honig. Außerdem meiden sie aus Tieren gewonnene Materialien, an Tieren getestete Produkte und Orte, an denen Tiere zur Unterhaltung eingesetzt werden.“
Weiter schreiben Sie: „Obwohl die vegane Ernährung bereits in den Anfängen der Vegan Society im Jahr 1944 definiert wurde, wies Leslie J. Cross erst 1949 darauf hin, dass der Gesellschaft eine Definition des Veganismus fehlte. Er schlug „das Prinzip der Emanzipation der Tiere von der Ausbeutung durch den Menschen“ vor. Später wurde dies präzisiert als „das Streben nach einem Ende der Nutzung von Tieren durch den Menschen für Nahrung, Waren, Arbeit, Jagd, Vivisektion und alle anderen Verwendungen, die eine Ausbeutung des tierischen Lebens durch den Menschen beinhalten“. Quelle: https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism
Zitat Ende. Ich musste das Wort Vivisektion tatsächlich auch nachschlagen. Die Definition bedeutet: Eingriff am lebenden Tier zu Forschungszwecken. Wieder etwas gelernt.
Also wenn wir „Vegan“ unbedingt definieren müssten, dann käme mir die Ursprungsdefinition der Vegan Society am nächsten. Diese hat sich auch in den Jahren verändert und verfeinert. Aber es bleibt nun mal dabei – alle unsere Beweggründe sind so verschieden, wie es Menschen nur sein können. Und auch wenn uns oft unterstellt wird, wir Veganer*innen würden einer Sekte oder Religion anhängen oder unsere Einstellung wäre nur eine Diät, dann ist das falsch und diffamierend. Solche Diskussionen über den besten Beweggrund helfen uns in diesem Fall kein bisschen weiter.
Damit möchte ich mich bei Dir für Dein Zuhören bedanken. Ich bin jetzt am Ende dieser 9. Folge und unserer Reiseberichte. Ich hoffe, es hat Dir gefallen und Du bleibst unser geneigter Zuhörer.
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Die Eingangsmusik – die Musik für unseren Podcast „Pflanzenglück“ wurde für uns von Uwe Schulze aus Buchholz komponiert und arrangiert. Gleich hörst Du noch mal das komplette Stück.
Unseren Verein findest du in Facebook und im Netz unter www.vegan4future.de. Die Folgen unseres Podcasts findest Du nicht nur bei den gängigen Podcast Anbietern wie Spotify oder Applemusik, sondern auch auf unserer Seite 4future-podcast.de, dort werden wir auch alle Verlinkungen und Texte auflisten. Und wenn Du uns eine Email schreiben möchtest: Unter hallo@vegan4future.de sind wir für Dich da.
Ich freue mich, wenn Du uns treu bleibst und auch die nächsten Folgen unserer Serie „Pflanzenglück“ anhören wirst. Mein Name ist Holger und ich habe für vegan4future e.V. gesprochen.
Bis zum nächsten Mal!
Musikliste:
Titelmelodie „Pflanzenglück“ komponiert und arrangiert von Uwe Schulze: https://soundcloud.com/u-schulze
Musik von Mussorgsky: Pictures at an Exhibition – Promenade Moderato Non Tanto, Pesamente
Linkliste:
https://aheadhotel.de/
https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism
https://www.gastrotel.de/news/newsdetail/news/show/News/drei-nachhaltige-gewinner/?utm_source=sendinblue&utm_campaign=Newsletter_April__Liste_3&utm_medium=email
Diese Folge wurde von dem Verein vegan4future e.V. produziert.
Autor und Sprecher: Holger Pangritz
Lektorat: Benita Pangritz und Helmut Treib
Veröffentlichung im Juli 2022